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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 130

1911 - Erfurt : Keyser
— 130 — trächtlichen Teil seiner Ersparnisse. Er schenkte seinem Aellesten ein sür das Rechtsstnäinm sehr wichtiges Buch, ein corpus iuris (römische Rechtssammlung). Das wertvolle Buch sollte ein Lobn, vor allem aber ein Ansporn zu neuer Arbeit sein. Doch der Mensch denkt, Gott aber lenkt! (Nach Joh. Dose.) b) Luthers Eintritt ins Kloster. Gründe: Als Luther das erste Mal aus dem Krankenbette lag, hatten sich mancherlei trübe Gedanken eingestellt. Besonders, der eine: „Wie kann ich durch mein Leben einen gnädigen Gott kriegen?" quälte ihn. Er ist ihn nicht wieder los geworden, da „das ernst und gestreng Leben" der Mutter auch ihn zu einem solchen drängte. Sein einziger Wunsch war, ein srommer Mensch zu sein, untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Dies hielt er aber nur sür möglich, wenn er in ein Kloster ginge. Das Verlangen, Mönch zu werden, beseelte ihn und wurde durch besondere Umstände vergrößert. Luther liebte es, wenn nicht öffentlich gelesen wurde, sich in der Universität Liberei auszuhalten. „Aus eine Zeit, wie er die Bücher sein nacheinander besieht, aus daß er die guten kennen lernt, kommt er über die lateinische Biblia, die er zuvor seines Lebens nie gesehen, doch vermerket er mit großem Verwundern, daß viel mehr Terte, Episteln und Evangelien drin wären, denn man in gemeinen Postillen (Predigtbuch) und in den Kirchen aus den Kanzeln pfleget auszulegen. Wie er im Alten Testament sich umsieht, kommt er über Samuelis und seiner Mutter Hanna Historien. Die durchliefet er eilend mit herzlicher Lust und Freude, und weil ihm dies alles neu war, sängt er an von Grund seines Herzens zu wünschen, unser getreuer Gott wolle ihm dereinst auch ein solch eigen Buch bescheren." Von Stund' an war der junge Magister an dieses Buch gebunden; er gewann es immer lieber. Die Bibel ging ihm über alle Rechtsbücher und ihre starren Gesetze. Das angestrengte Lernen aber warf ihn auss Krankenbett, und er glaubte sein letztes Stündlein gekommen. Ein alter Priester tröstete ihn mit den Worten: „Mein lieber Luther, seid getrost, ihr werdet dieses Lagers nicht sterben, sondern Gott wird noch einen großen Mann aus euch machen, der viele Leute trösten wird." Das Wort erfüllte sich später. Zunächst bewahrheitete es sich, daß Luther genas. Doch blieb er schwermütiger als zuvor. Er hielt es nicht mehr für möglich, durch sein jetziges Leben einen gnädigen Gott zu kriegen; nur noch im Kloster glaubte er den zür nenden Gott versöhnen zu können. Bald wurde sein ängstliches Gemüt abermals aufs höchste er schlittert. Einer seiner liebsten Freunde1) schied durch schwere Krans* ') Hieronymus Pontz (Buntz). — Er wollte mit Luther die Magister-würde erwerben, erlag aber während der Prüfung einer heftigen Nippenfell-entzündung.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 136

1911 - Erfurt : Keyser
— 136 - getsterter Ansprache. Er nannte ihn einen Rächer der Lüge der f miw« sir Unlb/U Glauben geraubt, und pries sich glücklich, jetzl \ q +s nöc,l 1 3u ld,sluen- In kurzer, bescheidener Antwort ft m u J*' er .10ld,C ^re nicf)t verdiene und auch nicht gehont habe, daß er sic aber als Zeichen der Liebe dankbar an nehme. _ann bewegte sich der Zug langsam durch bichtes Volks-gedrange der Stadt zu. Mauern, Türme und Wege, Häuser Straßen und Tore waren dicht mit Menschen besetzt. In den ihm wohlbekannten Raumen des Augustinerklosters nahm Luther bei seinem Freunde, dem Prior Johannes Lange, Wohnung. Predigt m der Augustinerkirche: Die ganze Stadt war in Aufregung, zumal Luther am folgenden Tage die Kanzel besteigen sollte. Der Herold hatte es gegen ausdrückliches Verbot zusaften müssen. Wie ein Heer wogten Unzählige in die Augustiners trche, Tausende mußten draußen stehen bleiben. So über füllt war die Kirche von Menschen, daß die Emporen zu brechen drohten und das Holz laut krachte. Das verursachte eine große Aufregung unter den Zuhörern; die einen flohen, die andern aber blieben vom Schrecken gefesselt auf ihren Plätzen. Da hielt der Redner auf der Kanzel einen Augenblick inne, dann streckte er die Hand aus und sprach mit kräftiger Stimme: „Fürchtet nichts, es ist feine Gefahr da, der Teufel will mich abhalten, das Evan gelium zu predigen, aber es soll ihm nicht gelingen." Auf dieses Wort blieben die Fliehenden wieder stehen; die Versammlung beruhigte sich, und Luther sonnte feine Predigt1) weiter halten und jedem mit großer Schlichtheit sagen, wie er fromm werde und *ur Seligkeit komme. Abreise: Bis zum 8. April weilte Luther in Erfurt. Die Universität veranstaltete ihm zu Ehren noch ein Festmahl, der Rat der Stadt überhäufte ihn mit Ehren, und das Volk verehrte ihn wie einen Heiligen. Ueber Gotha und Eisenach gings dann weiter, zunächst nach Frankfurt. Jmmermehr glich feine Reife einem Triumphzug, trotzdem überall der kaiserliche Befehl angeschlagen war, der die Auslieferung der vom Papste verdammten Schriften Luthers verlangte. Bängliche Freunde glaubten, ihn jetzt vor der Weiterreise warnen zu müssen; doch er blieb fest: „Ich' will hinziehen, wenn gleich so viel Teufel drin wären als Ziegel auf den Dächern." (Nach D. Dr. Bärwinkel u. a.) 40. Luther auf der Warfburg. Auf der Heimfahrt: Ant Freitag, den 26. April, reifte Luther mit denselben Männern, die ihn auf der Hinreise begleitet hatten, wieder von Worms ab. Heimwärts nach Wittenberg ging Suttier predigte über das Sonntagsevangelium „Habt Friede" Job. 20, 19—31 mit Uebeigehung der Geschichte vom zweifelnden Thomas.

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 141

1911 - Erfurt : Keyser
— 141 — trümmert. Vom Roßplatz (jetzt Herrmannsplatz) dis zur Lauen-gaffe (am Fuße des Petersberges) bot alles das Bild entsetzlichster Zerstörung. Das war das berüchtigte „Pfaffenstürmen" vom 11.—13. Juni 1521. Es schien ansangs der Stadt erhebliche, geldwerle Vorteile gebracht zu haben; denn die Geistlichen mußten, um in Zukunst gegen Angriffe jeder Art gesichert zu sein, 10 000 Gulden Schutzgeld zahlen und von den Bürgerhäusern, die in ihrem Besitze waren, fortan Geschoß entrichten. Bald aber solgle der hinkende Bote nach. Der Erzbischof verklagte den Rat vor Kaiser und Reich, und der geschädigte Vorsteher des Marienstistes strengte eine Klage bei der päpstlichen Regierung an, durch welche Rechtshändel der Stadt bedeutende Kosten erwuchsen. Außerdem büßte die neue Lehre sehr an Ansehen ein. Den schlimmsten Schaden jedoch hatte die Universität; denn die Lehrer und Schüler, welche mit dem übermütigen und unruhigen Teile der studentischen Jugend nichts gemein haben wollten, verließen für immer die Stadt. Uebertritt der Geistlichen zur neuen Lehre: Durch den Aufruhr waren die Geistlichen, welche der alten Lehre anhingen, derart eingeschüchtert worden, daß sie die Verbreitung des neuen Glaubens nicht zu hindern wagten. Er erhielt in jenen Tagen sogar einen bedeutenden Zuwachs aus den Klöstern. Eine große Zahl von Mönchen trat aus und nahm Wohnung in den Bürgerhäusern. Den Anfang damit machte der Führer der ganzen evangelischen Bewegung in Erfurt, Dr. Johannes Lang. Er trat int März 1522 mit 14 Brüdern aus dem Augustinerkloster aus. Ihnen folgte eine Anzahl Barfüßer unter Vorantritt von Egidiit* Mechler. Auch die anderen Klöster begannen sich zu leeren. Selbst die Nonnen wurden von der Bewegung ergriffen. Scharenweise traten sie aus und widmeten sich weiblichen Bernsen. Auch die ausgetretenen Mönche mußten bürgerliche Berufe ergreifen, da der Rat der Stadt anfangs nur 4, später 6 Männern die Erlaubnis gab, das Wort Gottes lutherisch in den Kirchen zu verkündigen. Kanzelstreit: Die neuen Glaubensboten unterließen es nicht, heftige Ausfälle gegen die alte Geistlichkeit zu machen, die das Volt ausgebeutet und in greulicher Finsternis erhalten habe. Der Papst wurde als Antichrist (Widerchrist) hingestellt und die Kirche eine Werkstatt der Lüge genannt. Im übrigen waren die Predigten im biblischen Tone gehalten und verkündigten mit Begeisterung die Rechtfertigung durch den Glauben, sowie den Trost des Evangeliums. Mit übergroßer Freude hörte das Volk solchen Predigten zu, dagegen sanden die Messen, die hier und da noch gelesen wurden, keine Teilnahme. Doch in manchen Gemütern gewann die Macht der kirchlichen Ueberlieferung bald wieder die Oberhand, namentlich seit der Augustinermönch Dr. Bartholomäus Ar-noldi von Usingen das Wort ergriff. Nach feiner Predigt über die Heiligenverehrung cim 20. April 1522, dem 2. Osterseiertage,

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 142

1911 - Erfurt : Keyser
— 142 — in der Mcmenftistsfircfye (Dom) kam es zwischen ihm und den Geistlichen der neuen Lehre zu einem heftigen Kanzelstreit. Auf jede Predigt Usingens folgte eine ganze Reihe von Gegenpredigten. Auch fehlte es nicht an Störungen im Gottesdienste, indem die Predigten teils durch Geräusch unterbrochen, teils sofort mit gegnerischen Bemerkungen widerlegt wurden. Außerdem erschien eine Flut von Flugschriften aus beiden Lagern. Luther, der schon das „Pfaffenstürmen" mißbilligt hatte, verfolgte den Kamps mit der größten Aufmerksamkeit und mahnte wiederholt zur Mäßigung. Sogar ein Sendschreiben „An alle Christen zu Erfurt samt den Predigern und Dienern" erließ er. Es hatte aber keinen Erfolg, und so erschien er im Oktober 1522 selbst in Erfurts Mauern. Um jeglichen Empfang zu vermeiden, verließ er den Wagen, der ihn von Weimar herüberbrachte, schon vor dem Tore. Er war von Melanchthon und einigen anderen Freunden begleitet und nahm im Psarrhause der Michaelisgemeinde Wohnung. Am 21. Oktober predigte er in der Michaeliskirche über den Glauben und die guten Werke und am folgenden Tage in der Kaufmannskirche über Kreuz und Leiden, wie es ein rechter Christ tragen soll. Beide Male waren die Kirchen gestillt. Auch sonst fehlte es nicht an freudigen Begrüßungen und festlichen Veranstaltungen, doch den Frieden vermochte auch Luther nicht herzustellen. So kehrte er denn unverrichteter Sache noch am 22. mit seinen Freunden nach Weimar zurück. Wichtige Aenderungen: Das nächste Jahr brachte die neue Lehre ein tüchtiges Stück vorwärts. Dem Beispiele Wittenbergs solgend, führte man allmählich eine evangelische Gottesdienstordnung ein und reichte das Abendmahl in beiderlei Gestalt. Enel-samer, der Psarrherr der Michaelisgemeinde, machte damit den Anfang (am 15. Juli 1523), und bald schloffen sich die anderen Geistlichen seinem Tun an. Und noch ein wichtiger Schritt wurde getan. Egidins Mechler, der neugewählte Pfarrer der Bartholo mäusgemeinde (Bartholomäusturm auf dem Anger), führte mit Genehmigung des Rates der Stadt die Tochter eines Töpfers vor den Graden als sein fromm Gemahl in das Pfarrhaus am Anger. Ihm folgte ein Jahr später Dr. Johannes Lang nach, der die kinderlose und reiche Witwe des Ratsherrn und Weißgerbers Heinrich Mattern zu seinem trauten Eheweib erkor. Nach Verlaus eines weiteren Jahres vermählte sich als dritter Enel-samer. — In dieser Zeit (1524) waren von den 24 Pfarrkirchen der Stadt 7 in den Händen der Evangelischen. Es waren dies die Michaelis-, Moritz-, Bartholomäus-, Viti- (Rheinischer Hof). St Wigberti-, St. Pauli- (Paulsturm) und St. Martini (intra)=Kirche (cm der Schlösserbrücke). Außerdem verfügten sie noch über die Kirche des Schottenklosters, dessen Abt bet neuen Lehre günstig gesinnt war Gleiche Verhältnisse herrschten auf dem Lanbe. In fast allen ersurtischen Dörfern waren die alten Pfarrherren, wenn sie nicht

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 143

1911 - Erfurt : Keyser
— 143 - selbst zur neuen Lehre übergetreten innren, durch evangelische Geistliche ersetzt worden. Während des Bauernkrieges: So standen die Dinge zu Anfang des Jahres 1525, in welchem der Bauernkrieg ausbrach (f. Der Erfurter Bauernkrieg, Nr. 42). Durch ihn wurden die Verhältnisse tton Grund aus geändert. Das Messelesen, überhaupt der katholische Gottesdienst wurde in der ganzen Stadt bei Strase verboten, auch in den Klöstern und Stiftern. Die 24 Psarreien wurden in 10 zusammengezogen, um sie lebensfähiger zu machen. Bei einer Einwohnerzahl von vielleicht 20 000 Personen kamen auch jetzt erst 2000 Seelen auf eine Gemeinde. Die kleineren Kirchen wurden ganz geschlossen und nur die größeren zu Gemeindepfarrkirchen bestimmt. Zu diesen gehörten die Marienstists-(der Dom), die Schottenkirche und außerdem die acht Kirchen, welche heute noch in den Händen der Evangelischen sind, ausgenommen die Hospitalkirche. In ihr kehrte sich der Barsüßer-Prior Dr. Konrad Klinge nicht an das stadträtliche Verbot und las seine Messe eifrig weiter. So war Erfurt um die Mitte des Jahres 1525 eine rein evangelische, und da es sich gleichzeitig von Mainz losgesagt hatte, auch eine unabhängige Stadt. Sie, die „treue Tochter des Mainzer Stiftes" (Erfordia fidelis est filia Moguntine sedis = Umschrift des alten Wappens, das den heiligen Martinus unter Türmen und Mauern, in einem Tore sitzend, zeigte, s. S. 5), wählte sich an Stelle des alten Stadtwappens ein neues, den Weltenrichter thronend auf dem Regenbogen, mit der Inschrift „Recte iudicate hominum ut non iudicemini“ (Richtet recht, Menschenkinder, daß ihr nicht gerichtet werdet)." Einspruch des Erzbischofs: Doch änderte sich der für die neue Lehre so günstige Zustand wieder. Der Erzbischos von Mainz ließ nichts unversucht, durch Kaiser und Reich die Herrschaft über Erfurt zurückzuerlangen. Der Rat sah sich gezwungen, in einigen Punkten nachzugeben. Schon am Ende des Jahres 1525 mußte er den katholischen Gottesdienst in mehreren der geräumten und geschlossenen Kirchen von neuem gestatten und im Dom den Gottesdienst für beide Lehren zulassen. Die Katholischen hatten bis um 9 Uhr ihre gottesdienstlichen Handlungen zu verrichten. Um diese Zeit hielt dann der evangelische Domgeistliche Dr. Lang Gottesdienst und Predigt, was ihm den Titel Nonarius einbrachte. Auch sonst gewann die altkirchliche Partei wieder an Boden, so zog sie z. B. von neuem in den Rat ein. Unterdessen wurden die Verhandlungen mit Mainz weitergeführt, bis endlich zu An fang des Jahres 1530 ein Vergleich zwischen der Stadt und dem Erzbischof Albrecht Ii. zustande kam. Am Feste Mariä Lichtmeß 1530 traten beider Abgeordnete zu Hammelburg in Uuterftanfeu zusammen, und schon nach drei Tagen war man in folgenden Punkten einig:

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 144

1911 - Erfurt : Keyser
— 144 — 1. -i er Erzbischof erhält 2500 Guldeu in zwei Teilzahlungen biy Martini 1531. Die beiden Stifter erhalten die noch vorhandenen Kleinodien vom Rate zurück, außerdem 1200mark^) Silber und zwar in jährlichen Zahlungen von 50 Mark vom fsabre 1538 ab. 2. Tic erzbischöflichen Hoheitsrechte werden wieder hergestellt; gegen Zusicherung jeglichen Straferlasses verspricht die Stadt, sich gegen den Erzbischof zu verhalten, „wie es treuen Untertanen Wohl gebührt und zusteht." 3. Tie Marien- und Severikirche werden dem alten Glauben zurückgegeben, ebenso das Peterskloster. - ltgegen wollte der Erzbischos „in machen den Glauben und die Zeremonien (heilige Handlungen) betreffend hiermit und diesmal feiner Partei etwas gegeben, genommen, erlaubt oder verboten haben" —, d. H. er erkannte stillschweigend die Lossagung des größeren Teiles der Stadt von der geistlichen Rechtspflege und Oberhoheit an und gewährleistete in einer Anzahl von Kirchen denjteuen Ritus (gottesdienstlicher Gebrauch), obwohl soeben noch in Lpeier das Wormser Edikt (Erlaß) zur Unterdrückung der neuen Lehre erneuert worden war. Besonders hart wurden die Evangelischen durch den 3. Punkt des Vertrages getroffen, am härtesten darunter aber Dr. Lang, Erfurts Reformator, und feine Gemeinde im Dom. Schweren Herzens räumte er das herrliche Gotteshaus, um fortan als Geist lieber der Michaelisgemeinde tätig zu sein: zugleich aber wurde er Nonarius an der Predigerkirche (heute die Stelle des Frühpredigers). Domgeistlicher wurde der Pfarrer au Der Hospital kirche, welche fortan von den Evangelischen in Besitz genommen wurde. v>n dieser Ordnung haben sich die kirchlichen Verhältnisse unverändert bis auf den heutigen Tag erhalten. (Nach Pros. Dr. Joh. Biereve u. a.) 42. Der Erfurter Bauernkrieg. Anmarsch der Bauern: Es war Ende April 1525, als vor dem äußeren Spielbergtor (Gegend des heutigen Bahndurchgangs nach der Daberstedter Schanze) Tausende von Bauern erschienen, um mit Gewalt in die Stadt einzudringen. Zugleich batten sich vor dem inneren Augusttor (Kreuzung Gartenstraße u. Reglermauer mit der Bahnhofstraße) große Haufen Vorstädter zusammengerottet, die mit den Bauern gemeinsame Sache machen wollten. Ihre Absicht war, das Regiment der Stadt zu stürzen uns einen neuen Rat einzusetzen, in welchem sie Sitz und Stimme hatten. Ferner wollten sie ihre Steuerlast an Stadt und Kirche ’) 1 Mars — 12 Lot ntnb 250 Gr.; größere Geldsummen wurden meist gewogen.

7. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 258

1902 - Karlsruhe : Lang
adeligen Frauen ein sichtbares Andenken zu hinterlassen, lies; er alle goldenen Fingerringe, die man vorfand, zusammenkaufen. Aber man fand nur einhnndertnndfünfzig, und die reichten nicht. Der Kaiser versprach, die fehlenden nachzusenden. Er tat es, und noch später gedachte er mit Freuden an die fröhlich verlebten Stunden in Straßburg.*) Vii. Information und Wauernkrieg. Wie die Reformation in Wittenberg ihren Anfang nahm, ist schon früher erzählt worden. Die Schriften Luthers wurden rasch verbreitet und waren bald nach ihrem Erscheinen in Straß-burg bekannt. Der Erste, der hier in Luthers Sinne predigte, war Matthias Zell aus Kahsersberg. Er wollte im Straßburger Münster die Kanzel besteigen, um die vor Zeiten Geiler von Kahsersberg seine Zuhörer versammelt hatte. Als ihm das verweigert wurde, verfertigten Schreiner eine tragbare Kanzel aus Holz, die sie jedesmal aufschlugen, wenn Zell predigen wollte. Bald fand er die Unterstützung gleichgesinnter Männer, von denen Capito aus Hagenau, der Sohn eines Schmiedemeisters, Hedio aus Ettlingen im Badischen und Butzer, der Sohn eines Küfers in Schlettstadt, die namhaftesten waren. In einer Ratsversammlung vom 20. Februar 1529 wurde die Messe abgeschafft; an Stelle des katholischen Gottesdienstes trat in den sieben Pfarrkirchen der Stadt der evangelische. Der Bischof verließ Straßburg und nahm Wohnung in Zabern. In dieser Zeit war der hervorragendste Straßburger Bürger Jakob Sturm von Sturmeck. In seinen jungen Jahren studierte er Theologie und Rechtswissenschaft; dann begab er sich auf Reisen, um Welt und Menschen kennen zu lernen, und wurde, 35 Jahre alt, zum erstenmal in den Rat der Stadt gewählt. Dreizehnmal war er Stätte- oder Bürgermeister, eiuundnennzigmal zum Wohle seiner Vaterstadt als Gesandter tätig. Ihm verdankt das Gymnasium seine Gründung, und zum Rektor berief er den ausgezeichneten Schulmann Johannes Sturm, der aus Schleiden in der Eifel stammte. Unter ihm erlangte das Gymnasium einen europäischen Ruf; nach Tausenden zählten die Schüler; ans dieser Anstalt entwickelte sich die Hochschule oder Universität Straßbnrgs. Auch in Mülhausen und Münster wurde die jieue Lehre eingeführt. in andern Orten, wie Colmar und Weißenburg, drang sie teilweise durch. Im Ober-Elsaß, das unter der Herrschaft der Habsburger meist katholisch blieb, hielt der Adel zu der alten Kirche, während die unterelsässischen Adeligen sich meistens der neuen Lehre anschlossen. *) Vergl. im Anhang das Gedicht: Kaiser Sigismund in Straßburg-

8. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 262

1902 - Karlsruhe : Lang
— 262 — Zeit verspottete. Über dieses Werk predigte ein Zeitgenosse Brants, Johannes Geiler von Kaysersberg, der in Schaffhausen geboren war und nach dem Tode seines Vaters von seinem Großvater in Kaysersberg erzogen wurde. Er war der berühmteste Prediger seiner Zeit, und Kaiser Maximilian versäumte es nie, ihn zu hören,^wenn er nach Straßburg kam. Johannes Geiler von Kaysersberg. Schließlich muß noch Jakob Wimpheling aus Schlettstadt (geb. 1450) erwähnt werden. Zu seiner Zeit blühte in Schlettstadt eine Gelehrtenschule, iu der zahlreiche Schüler aus dem Elsaß und dem übrigen Deutschland ihren Studien oblagen. Aus seinen Schristen leuchtet vor allem lauterste Liebe zum deutschen Vaterlande; den Franzosen, die schon damals das Liedlein vom Rhein als Grenzstrom zwischen Frankreich und Deutschland zu singen ansingen, war er ein unversöhnlicher Gegner. 2. Das Münster zu Straßburg und die Kathedrale zu Metz. Daß an Stelle des heutigen Straßburger Münsters ein römisches Gebäude gestanden habe, ist durch Ausgrabungen in

9. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 18

1902 - Karlsruhe : Lang
18 x>m siebenten Jahrhunderte kamen fromme Männer aus Irland, bte den Deutschen die Lehre Christi verkündeten Der heilige Columban lehrte zuerst im Elsaß und später in der Schwerz; )ein Schüler Gallus gründete das Kloster St Gallen Am Bodensee predigte das Evangelium der heilige Pirmin der Stifter des Klosters aus der Reichenau, im oberen Rheintale bei Sackrngen der heilige Fridolin und in der Gegend von Lurzburg der heilige Kilian. Zn den Friesen und Sachsen kamen Glaubensboten aus England, wo das Christentum schou um das .jähr 400 festen Boden gewonnen hatte. mverkündiger der christlichen Lehre hatten bei den deutschen Völkerschaften eine schwere Arbeit; denn die Deutschen hielten an ihren alten Göttern fest und wollten das Christentum nicht annehmen. Erst dem heiligen Bonisacius gelang es, die christliche Lehre in Deutschland fest zu begründen. Er war in England geboren. Schou in seiner Engend zeichnete er sich durch Frömmigkeit und Mer für den christlichen Glauben aus. Nachdem er in einem Kloster lerne Ausbildung erhalten hatte und zum Priester geweiht wordeu war, beschloß er, den heidnischen Deutschen das Evan. gelruni zu predigen. Er begab sich zuerst zu den Friesen und Sachsen; allem er sand bei ihnen keine freundliche Aufnahme Der Frresenfürst Radbod verfolgte die Christen und verjagte ihre Priester. Auf Geheiß des Papstes Gregor Ii. begab sich Bomfocms nach Bahern. Hier waren viele Bekehrte wieder tn das Heidentum zurückgefallen; Bonifacins stellte die Kirchen wieder her, sorgte für gute Priester und gewann die Bayern für den christlichen Glauben. Bon Bahern ging er nach Hessen ^n der Nähe von Fritzlar stand eine uralte' Eiche, die dem deutschen Donnergotte geweiht war. Die heidnischen Hessen glaubten, jeder, der den heiligen Baum verletze, werde sofort vom Blitze getroffen. Der heilige Bonifaeins beschloß, den Hessen zu zeigen, wie eitel der Glaube an ihre Götter sei. Er fällte vor den Augen einer großen Volksmenge den heiligen Baum; und als die Hessen sahen, daß ihm nichts geschah, gaben sie den Heidenglaubeu aus und ließen sich scharenweise taufen x5,m_ Hessenlande gründete er das Kloster Fulda. Die Mönche dieses Klosters unterwiesen das Volk im christlichen Glaubeu; sie lehrten es aber auch, wie man die Felder besser bebauen und die Häuser wohnlicher einrichten könne. Mit dem Kloster nmr mich eine Schule verbunden, in der juuge Leute für den geistlichen Stand ausgebildet wurden. Wegen seines Eifers für die Bekehrung der Heiden und wegen seiner Frömmigkeit wurde Bonifacius vom Papste zum Erzbischof der Deutschen geweiht. Er nahm seinen Sifc in Mainz.

10. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 56

1902 - Karlsruhe : Lang
— 56 — Kirchenoberhaupt, Alexander V. Nunmehr waren drei Päpste vorhanden, und die Verwirrung in der Kirche wurde nur noch größer. Dazu wurden die Klagen über die Verderbnis in der Kirche immer zahlreicher, immer lauter das Verlangen nach einer Kirchenverbesseruug. Kaiser Sigismund setzte es bei dem Papste Johannes Xxiii. durch, daß er eine allgemeine Kirchenversammlung nach Konstanz berief. Im Herbste 1414 kamen viele hundert Erzbischöfe, Bischöse, Äbte und gelehrte Geistliche aus allen Teilen Europas nach Konstanz. Es kamen aber auch viele weltliche Fürsten und Herren mit großem Gesolge, im ganzen über 20 000 Menschen. Auch Johannes Xxiii. stellte sich ein. Gr hatte vom Kaiser freies Geleit und die Zustimmung erhalten, daß man ihn in Konstanz wie einen wahren und rechten Papst halten werde, und daß er nach Konstanz kommen, dort bleiben und von dort Weggehen könne, wie es ihm beliebe. Allein bald Wurde ausgesprochen, daß um der Einigkeit der Kirche willen alle drei streitenden Päpste abdanken müßten. Da Johannes Xxiii. davon nichts wissen wollte, entfloh er, als Jäger verkleidet, aus Konstanz, zuerst nach Schasshausen, dann nach Freiburg. Hier nahm man ihn fest; er wurde nach Konstanz zurückgebracht und in dem Schlosse Gottlieben eingekerkert, darauf der päpstlichen Würde entsetzt und noch längere Zeit in Mannheim*) gefangen gehalten. Der rechtmäßige Papst Gregor Xii. dankte freiwillig ab, und um den französischen Papst kümmerte man sich nicht weiter. Es wurde ein neues Kirchenoberhaupt gewählt, Martin V., der in der ganzen Kirche anerkannt wurde. Das Konzil erließ eine große Zahl von Verordnungen, durch welche Mißbräuche abgestellt und das ganze Kirchenwesen verbessert werden sollten. __ Im Jahre 1431 wurde abermals ein Konzil zu Basel eröffnet. Aber unter den versammelten Geistlichen brach Uneinigkeit aus, und das Konzil hörte aus, ohne etwas zustande gebracht zu haben. 3. Johannes Hns. * 3luf dem Konzil zu Konstanz kam auch die Angelegenheit des Johannes Hus zur Verhandlung. Johannes Hus war Professor an der Universität zu Prag. Diese Universität wurde von mehr als 6000 Studierenden besucht. Die meisten Studierenden und die besten und berühmtesten Lehrer waren Deutsche. Die Deutschen standen darum zu Prag in ganz besonderem Ansehen. Darüber waren viele Böhmen sehr erbittert und den Deutschen aufsässig. Zu den ärgsten Feinden der Deutschen *) Nach anderen Berichten in Heidelberg.
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